Estrich: Verschiedene Arten und ihre Anwendung
Alles über die verschiedenen Estricharten und wann welcher Estrich am besten geeignet ist. Ein umfassender Leitfaden für Heimwerker und Bauherren.
Was ist Estrich?
Estrich ist eine Schicht aus Bindemittel, Zuschlagstoffen und Wasser, die als Untergrund für Bodenbeläge dient. Er bildet die Basis für nahezu jeden Bodenbelag und ist entscheidend für die Langlebigkeit und Qualität Ihres Fußbodens.
Ein guter Estrich muss verschiedene Eigenschaften erfüllen: Er muss eben, fest, dauerhaft und frei von Rissen sein. Außerdem sollte er eine ausreichende Druckfestigkeit aufweisen und je nach Verwendungszweck weitere spezielle Eigenschaften haben.
Die verschiedenen Estricharten im Überblick
1. Zementestrich (CT)
Zementestrich ist der am häufigsten verwendete Estrich in Deutschland. Er besteht aus Zement, Sand und Wasser und zeichnet sich durch seine hohe Festigkeit und Wasserbeständigkeit aus.
Vorteile:
- Hohe Druckfestigkeit
- Wasserbeständig
- Für Fußbodenheizung geeignet
- Relativ kostengünstig
Nachteile:
- Längere Trocknungszeit (28 Tage)
- Neigung zur Rissbildung
- Kann bei falscher Verarbeitung schwinden
Anwendung: Ideal für Wohnräume, Küchen, Badezimmer und Bereiche mit hoher Belastung.
2. Anhydritestrich (CA)
Anhydritestrich, auch Calciumsulfatestrich genannt, besteht aus Anhydritbinder und Sand. Er ist besonders bei Fußbodenheizungen sehr beliebt.
Vorteile:
- Sehr gute Wärmeleitfähigkeit
- Geringe Rissneigung
- Glatte, ebene Oberfläche
- Schnellere Austrocknung als Zementestrich
Nachteile:
- Nicht wasserbeständig
- Teurer als Zementestrich
- Empfindlich gegen Feuchtigkeit
Anwendung: Perfekt für Wohnbereiche mit Fußbodenheizung, nicht für Feuchträume geeignet.
3. Magnesitestrich (MA)
Magnesitestrich wird aus Magnesit (Magnesiumoxid) und Magnesiumchlorid hergestellt. Er war früher sehr beliebt, wird heute aber seltener verwendet.
Vorteile:
- Sehr schnelle Austrocknung
- Hohe Festigkeit
- Staubfrei
- Gute Wärmeleitfähigkeit
Nachteile:
- Empfindlich gegen Wasser
- Kann Metallteile korrodieren
- Aufwendige Verarbeitung
Anwendung: Hauptsächlich in Industriegebäuden, heute seltener im Wohnbereich.
4. Kunstharzestrich (SR)
Kunstharzestrich besteht aus Kunstharzbinder und Quarzsand. Er ist besonders widerstandsfähig und wird vor allem in industriellen Bereichen eingesetzt.
Vorteile:
- Extrem hohe Festigkeit
- Chemikalienbeständig
- Sehr schnelle Aushärtung
- Abriebfest
Nachteile:
- Sehr teuer
- Spezielle Verarbeitung erforderlich
- Geruchsbelästigung während der Verarbeitung
Anwendung: Industrie, Parkhäuser, Bereiche mit extremer Belastung.
Estrich-Konstruktionsarten
Verbundestrich
Der Estrich wird direkt auf den Untergrund aufgetragen und mit diesem fest verbunden. Mindestdicke: 20 mm.
Estrich auf Trennschicht
Zwischen Untergrund und Estrich wird eine Trennschicht (z.B. PE-Folie) eingebaut. Mindestdicke: 35 mm.
Estrich auf Dämmschicht (schwimmender Estrich)
Der Estrich liegt auf einer Dämmschicht und ist vom Untergrund entkoppelt. Mindestdicke: 45 mm.
Heizestrich für Fußbodenheizung
Bei Fußbodenheizungen gelten besondere Anforderungen:
- Wärmeleitfähigkeit: Anhydritestrich ist hier die beste Wahl
- Aufheizprotokoll: Muss nach dem Erhärten durchgeführt werden
- Mindestdicke: 45 mm über den Heizrohren
- Zusätze: Fließmittel für bessere Umhüllung der Rohre
Planung und Vorbereitung
Untergrundvorbereitung
Der Untergrund muss sauber, tragfähig und frei von losen Teilen sein. Je nach Estrichart sind verschiedene Vorbereitungen nötig:
- Reinigung des Untergrunds
- Prüfung der Tragfähigkeit
- Grundierung bei Bedarf
- Einbau von Dämmschichten
- Verlegung von Trennschichten
Berechnung der Estrichmenge
Für die Berechnung benötigen Sie:
- Raumfläche in m²
- Estrichdicke in cm
- Verschnitt (ca. 10%)
Formel: Fläche × Dicke × 1,1 = benötigte Estrichmenge in m³
Verarbeitung und Aushärtung
Verarbeitung
Die Verarbeitung erfolgt in folgenden Schritten:
- Anmischen des Estrichs (maschinell oder von Hand)
- Einbau und Verteilung
- Verdichtung und Abziehen
- Oberflächenbehandlung
- Nachbehandlung während der Aushärtung
Aushärtung und Trocknungszeiten
Die Trocknungszeiten variieren je nach Estrichart:
- Zementestrich: 28 Tage bis zur Vollhärtung
- Anhydritestrich: 7-14 Tage
- Kunstharzestrich: 1-3 Tage
Häufige Probleme und Lösungen
Risse im Estrich
Ursachen und Lösungen:
- Zu schnelle Austrocknung → Schutz vor Zugluft
- Zu wenig Wasser → Richtige Wassermenge beachten
- Bewegungsfugen fehlen → Nachträgliche Fugen schneiden
Unebene Oberfläche
Kann durch Nachspachteln oder Schleifen behoben werden.
Hohle Stellen
Meist durch ungenügende Verdichtung verursacht, erfordern oft Teilsanierung.
Kosten und Wirtschaftlichkeit
Die Kosten für Estrich variieren je nach Art:
- Zementestrich: 15-25 €/m²
- Anhydritestrich: 20-30 €/m²
- Kunstharzestrich: 50-100 €/m²
Hinzu kommen Kosten für Material, Arbeitszeit und eventuelle Sonderanforderungen.
Fazit
Die Wahl des richtigen Estrichs hängt von verschiedenen Faktoren ab: Verwendungszweck, Belastung, Feuchtigkeit und Budget. Zementestrich ist der Allrounder, Anhydritestrich ideal für Fußbodenheizungen und Kunstharzestrich für Extrembelastungen.
Eine fachgerechte Planung und Ausführung sind entscheidend für ein gutes Ergebnis. Bei Unsicherheiten sollten Sie immer einen Fachmann konsultieren.